Human Resources
Desk Bombing, unsaubere Toiletten, laute Musik: Das stört am Arbeitsplatz am meisten

Desk Bombing, unsaubere Toiletten, laute Musik: Das stört am Arbeitsplatz am meisten

Niklas Lewanczik | 03.06.25

Laute Musik, mangelnde Sauberkeit und das Über-die-Schulter-auf-den-Bildschirm-Gucken stören Mitarbeiter:innen laut Umfrage besonders. Am Desk Bombing scheiden sich die Geister. Die Produktivität wird indes durch technische Mängel beeinträchtigt.

Du kommst ins Office und möchtest einfach nur arbeiten. Doch der Büronachbar spielt seine Musik zu laut ab, die Kollegin kommt alle halbe Stunde auf ein Schwätzchen vorbei und liest auch noch an deinem Bildschirm mit. All das sind Störfaktoren, die viele Menschen im Büro so richtig nerven. Wenn dann auch noch veraltete Technik, mangelnde Sauberkeit und fehlende Klimaregulierungen dazukommen, kann die Produktivität rasch leiden. Daher sollten HR Teams die Umfrage von Owl Labs ins Auge fassen, um Problemstellen gleich vorzubeugen. Doch nicht jedes Störmoment ist für alle gleich.


Wer sich im Büro nicht wohlfühlt und gar unmotiviert ist, läuft Gefahr, ins Ghost Working zu verfallen – was für Unternehmen zum echten Problem wird.

Täuschend echt beschäftigt

– die stille Kunst des Ghost Workings

Eine Frau sitzt verzweifelt und gelangweilt vor ihrem Laptop.
© Anna Tarazevich – Pexels


Von dreckigen Toiletten bis zu kranken Kolleg:innen: Das nervt Menschen im Büro besonders

Das Produktivitätsunternehmen Owl Labs hat im April 2025 insgesamt 1.001 Büroangestellte in Deutschland befragt, um Störfaktoren und Produktivitäts-Killer im Büro zu ermitteln. Durchgeführt wurde die Umfrage von Vitreous World. Gerade im Kontext der veränderten Büropolitik vieler Unternehmen, die ihre Angestellten wieder öfter im Büro sehen möchten, ist die Relevanz der Arbeitsatmosphäre im Büro von besonderer Bedeutung. Umso mehr, da viele Arbeitgeber:innen umfassende Modelle mit flexiblen Arbeitsorten bieten, um Fachpersonal zu gewinnen.

Dabei ist das Wohlfühlen im Büro nicht ohne weiteren Aufwand gewährleistet. 95 Prozent der von Owl Labs Befragten nannten mindestens einen Störfaktor in ihrem Office. Am meisten störte die Angestellten ein Kernelement jedes Büros, beziehungsweise der Umgang mit diesem. Unsauber hinterlassene Toiletten wurden von 39 Prozent als Problem vermerkt. Auf Sauberkeit, nicht nur in den Örtlichkeiten, sollten Büro-Manager stets achten, um nicht eine permanente Problematik hervorzurufen. Dabei gilt auch für Mitarbeiter:innen, sich an Sauberkeitsvorschriften zu halten – etwa auch in der Küche oder in Gemeinschaftsräumen.

Dreck kann schnell zum Stressfaktor werden, genauso steht es um Krankheit. Nicht gern gesehen und von 35 Prozent als störend empfunden sind krank zur Arbeit kommende Mitarbeiter:innen. In diesem Kontext gilt, dass die Team-Leiter:innen und Chef:innen klar vermitteln sollten, dass Bürobesuche krank nicht zur Produktivität beitragen. Ohnehin sollten Personen, die erkrankt sind, sich nicht zum Erscheinen verpflichtet fühlen.

Ungebetene Gäst:innen und zu laute Gespräche beim Desk Bombing: Was die Ruhe stört, stört bei der Arbeit

Auf Platz drei der Befragung landeten zu laute Gespräche (33 Prozent). Auch zu laute Musik empfinden einige als störend (zwölf Prozent), ebenso zu lautes (oder zu geruchsintensives) Essen (18 Prozent). Während 24 Prozent auch cliquenhaftes Verhalten stört, scheiden sich am sogenannten Desk Bombing die Geister. Denn 29 Prozent empfinden es als störend, im Fokus arbeitend angesprochen zu werden und das Screen Spying – das heimliche Mitlesen am Bildschirm anderer – geht damit manchmal einher und ist für 17 Prozent der Befragten ein Problem.

Wenn dann Kolleg:innen am Schreibtisch vorbeikommen und dort auch bleiben, kann das schnell vom Small Talk zum Desk Bombing werden. Das stört einige, andere freuen sich. Laut Owl Labs-Umfrage haben 30 Prozent der Beschäftigten nichts gegen spontane Besuche. Aber für 32 Prozent hängt die Einordnung auch davon ab, wer unangekündigt auftaucht. Neun Prozent fühlen sich von solchen Unterbrechungen direkt genervt, während elf Prozent ebenfalls gestört sind, aber das nicht zum Ausdruck zu bringen vermögen.

Eine spannende Unterscheidung macht Owl Labs: Wer Vollzeit im Büro arbeitet, ist eher für Desk Bombing zu haben. 34 Prozent dieser Angestellten haben nichts dagegen, bei Hybrid-Kräften sind es nur 27 Prozent. In Bezug auf das Alter gibt es ebenfalls deutliche Unterschiede. Die Generation Z genießt spontane Gespräche am Arbeitsplatz mit 18 Prozent deutlich mehr als Millennials (15 Prozent), die Generation X (elf Prozent) oder die Babyboomer (fünf Prozent). Frank Weishaupt, CEO von Owl Labs, versucht sich an einer Erklärung:

Hybrides Arbeiten hat unsere Kommunikation im Büro verändert. Spontane Begegnungen werden nicht mehr als selbstverständlich wahrgenommen – sie müssen gewollt sein. Das stellt neue Anforderungen an Büroflächen.

Die größten Produktivitätskiller im Büro: Wenn der Computer zu langsam und die Technik zu alt ist

Umfassende Störfaktoren im Büro können die Produktivität der Einzelnen bereits einschränken. Doch auch die Ausstattung und die Begebenheiten im Büro können für Unmut und mangelnde Motivation sorgen. 97 Prozent der Befragten gaben an, dass Aspekte der Büroausstattung ihre Produktivität beeinflussen. Je 29 Prozent bemängelten Temperaturprobleme und veraltete oder fehlende Technik. Wer also keine Klimaanlage hat und keine Kühlung in den warmen Monaten bieten kann (oder Wärme in den kalten), muss bei Temperaturen ab 35 Grad damit rechnen, dass Angestellte nicht im Büro weiterarbeiten. Die veraltete Ausstattung – das kann sich ebenso auf einen Mangel an Tools, etwa im Gen AI-Kontext beziehen – sorgt indes dafür, dass Teams weniger effizient sind. Zudem könnten diese Faktoren einen Jobwechsel wahrscheinlicher machen.

Das gilt ebenfalls für technische Hürden wie langsame Computer oder instabiles WLAN (bei Bürogansgestellten in Vollzeit von 28 Prozent als Problem angegeben), schlechte Luftqualität (25 Prozent), Lärm ohne passende Lösungen von Unternehmensseite (26 Prozent) und mangelhafte Ergonomie (24 Prozent). Zusätzlich fehlen manchen vielen Rückzugsorte (20 Prozent) und Wohlfühlzonen (13 Prozent). Bei letzteren Punkten muss man jedoch differenziert betrachten, was mit Rückzugsorten gemeint ist und in welchen Jobumfeldern diese tatsächlich notwendig sind. Ein Rückzugszimmer für Pfleger:innen kommt als relevanter Faktor infrage, im klassischen Bürobetrieb ist ein Rückzugsort wohl zwar ein Nice-to-have, aber kaum ein Must-have. Umso wichtiger wäre es dann, dass Toiletten, Küche und Co. sauber und gut ausgestattet sind. Frank Weishaupt meint:

Die ideale Büroumgebung sieht für jede:n anders aus. Im Zuge der Debatte über die Rückkehr ins Büro müssen Unternehmen mehr bieten als nur Präsenzpflicht. Büros müssen Orte sein, an denen man sich wohl fühlt – mit guter Technik, Rückzugsorten und Raum für Austausch. Nur so entsteht echte Motivation.

Wer nicht motiviert ist, droht über kurz oder lang zu kündigen und schlimmstensfalls bei der Konkurrenz anzuheuern.


Revenge Quitting:

Wenn Kündigungen zur Rache werden

Eine Frau verschränkt ihre Arme
© Tima Miroshnichenko – Pexels

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